Der Csakan (Czakan)

die Blockflöte aus dem 19. Jahrhundert

 

... wiederentdeckt

 

Seit einigen Jahren wächst das Interesse an der Blockflöte des 19ten Jahrhunderts, dem Csakan oder Czakan (weitere Schreibweise), und seiner zahlreichen Literatur. Doch nur wenige Originalinstrumente sind in einem spielfähigen Zustand. Just in der Zeit, der Zeit des Biedermeier, als diese Instrumente in Mode waren, befand sich der Gründer der Mollenhauer-Werkstatt, mein Ur-Urgroßvater Johann Andreas Mollenhauer, als noch junger Handwerker auf einer siebenjährigen Wanderschaft, die ihn in die Gegenden führte, wo die bekanntesten Csakans damals gebaut wurden: Karl Doke in Linz, Johann Ziegler in Wien und Franz Schöllnast in Bratislava. Bei Doke und Schöllnast arbeitete der junge Mollenhauer für längere Zeit. Als er später (1822) in Fulda seine eigene Werkstatt gründete, entstanden neben vielen anderen Holzblasinstrumenten auch mehrere Csakans.

Der Csakan erklingt meist zart in einer angenehm tiefen Sopranlage (üblicherweise mit Grundton as“) und bereichert so die große Blockflötenfamilie um eine weitere klanglich interessante Variante. Die Ansprache über zwei Oktaven funktioniert sicher in der Höhe wie auch im unteren Register. Auch als Spazierstockflöte bekannt, überbrückt der Csakan historisch betrachtet neben weiteren Instrumenten der Blockflötenfamilie die Zeit zwischen der Blüte der Blockflöte im Barock und ihrer Wiederentdeckung im 20. Jahrhundert. Es wird gern behauptet, dass selbst Beethoven den Csakan benutzte, zumindest beim Spazieren gehen. Die umfangreiche Originalliteratur für ein und mehrere Csakans, auch mit Gitarren-, Pianoforte- oder Streicherbegleitung, ist in „C“ notiert, was den Blockflötenspielern keine Umstellung abverlangt. Auch die Griffweise ist mit der barocken Blockflötengriffweise nahezu identisch.


DIE REALISIERUNG


Auf Wunsch einzelner Musiker, die nach neu gebauten Instrumenten suchen, entstehen nun seit 2008 in meiner Werkstatt nach einer historischen Vorlage von Johann Ziegler, Wien (1792–1852) in Einzelfertigung Csakans mit zwei Klappen.
Diese beiden Klappen für die Töne „cis“ und „dis“ (notiert) sind beim Spielen von Originalliteratur unverzichtbar. Die Verwendung des Daumenlochs als reines Überblasloch durch den Einbau einer verengenden Hülse, wie man dies teilweise bei Originalinstrumenten antrifft, ist bei meinem Instrument nicht vorgesehen.
Somit bleibt die Griffweise nahe an der bekannten Griffweise der barocken Blockflöte. Als Material verwende ich im Allgemeinen Birnenholz, das ich, historisch üblich, schwarz einfärbe, oder Pflaumenholz, hin und wieder auch Olive und Grenadill. (siehe auch Artikel im Windkanal 2009-1 "Was ist ein Csakan")

 

 

Das Instrument

Modell Cs2

(siehe Abbildung oben) – zweiklappig (cis und dis), Birnbaum, Schallbecher, Stimmung 440 Hz, Ledertasche, Preis € 1650,-

 

Gegen Aufpreis:

Spazierstockunterteil zusätzlich, Aufpreis € 235,–
Windkapsel, Aufpreis € 195,–

 

Dieser Csakan entsteht in meiner privaten Werkstatt außerhalb des Blockflötenprogramms der Firma Conrad Mollenhauer GmbH, Holzblasinstrumentenbau. Der Csakan ist deshalb nur direkt von mir (siehe Kontakt) zu erhalten.


Klangbeispiele des Modells Cs2

Anton Diabelli: Thema "Soave con forto" aus der Oper Zelmira mit 2 Variationen
Eingespielt von Nik Tarasov auf dem Csakan-Modell Cs2, gebaut von Bernhard Mollenhauer

Ernest Krähmer: Divertimento op. 4 Nr. 9
Eingespielt von Nik Tarasov auf dem Csakan-Modell Cs2, gebaut von Bernhard Mollenhauer

Info:

Noten für Csakan finden Sie unter www.aura-edition.de oder direkt kaufen im Mollenhauer-Shop.

Ich schätze mich glücklich, die Arbeit mit dem Csakan, den schon meine Vorfahren bauten, wieder begonnen zu haben. Mit ersten Vermessungen von Originalinstrumenten begann ich im Jahr 2006. Nach Festlegung der bautechnischen Einzelheiten entstanden die erforderlichen Sonderwerkzeuge und Klappenmodelle. Im Oktober 2008 standen dann die ersten Testinstrumente, noch klappenlos, zur Verfügung. Bereits 6 Monate später wurde auf dem ERTA-Kongress in Klosterneuburg auf fertigen Instrumenten mit cis- und dis-Klappe das anspruchsvolle Notturno op. 123 von Anton Diabelli vorgetragen.
Erste Anregung zur Wiederbelebung des Csakans erhielt ich seinerzeit von Nik Tarasov und Prof. Helmut Schaller, Wien, bei denen ich mich ausdrücklich für die fachkundige Unterstützung und weitere Begleitung bedanke.


Bernhard Mollenhauer/Flötenbaumeister